HKB Diplomausstellung Bachelor in Fine Arts
Studentinnen und Studenten:
Kathrin Affentranger, Susanne E. Alternatt, Alozija Arambasic, Aline Baumann, Jonas Bechstein, Silas Bitterli, Carlo Della Chiesa, Bettina Diel, Christina Gähler, Konrad Gruber, Ladina Juon, Marek Pasche, Angela Wüst
Vom 20. bis zum 24. Juli 2011 versammelt das Kunsthaus Langenthal dreizehn Positionen des Bachelor-Studiengangs Fine Arts der HKB/HEAB. Die Präsentation der Diplome in einem professionellen Kontext bietet zum Abschluss des dreijährigen Studiums eine einmalige Gelegenheit, nicht nur die eigene Arbeit, sondern auch deren Wirkung im Ausstellungsraum und das Zusammenspiel mit den Arbeiten Anderer zu erfahren.
Bei Diplomausstellungen, ähnlich wie bei Regionalen, ist die Feststellung zum Stereotyp geworden, dass die einzelnen Ansätze irreduzibel bleiben und sich keinem übergreifenden Konzept einfügen würden. Wenn dem tatsächlich so ist, dann sollte es sich im Durchgang durch die einzelnen Positionen nachvollziehen lassen: Kathrin Affentranger zeigt zwei feine fragile Holzobjekte, die skulpturale Behauptungen ins Wanken bringen. Deren prekäre Statik findet ihre Fortsetzung in zwei Gesten des Entzugs: einem wachsenden Stapel von Zeichnungen, die sich fortlaufend verdecken, und einem Video mit einer minimalen, in der ziellosen Wiederholung sich selbst beobachtenden und entleerenden Geste. Susanne E. Alternatt hängt Textbanner vor die Fassade des Kunsthauses. Zu lesen sind Headlines aus der lokalen Presse: «Ein neuer Turm für Mehlschwalben»,«angenthals Zukunft beginnt am Bahnhof»… Durch die Verschiebung des Kontextes entstehen dabei mehrfacher Sinn und Hintersinn. Im Innern des Hauses wartet ein Stapel Papier auf seine Entsorgung. Es sind die Überreste sorgsam gefalteter Papierkörper, die sich einst zu einem grosszügigen Kunstwerk fügten.
Von Alozija Arambasic sind Tafelbilder auf Holz und Leinwand zu sehen. Seine an altmeisterlichen Vorbildern orientierte Malerei variiert Momente der Spiegelung. Bei Aline Baumann ist die Fotokamera mehr als ein neutrales Interface: Sie wird zum Schnittpunkt einer intimen Auseinandersetzung zwischen der Künstlerin und ihrem Modell, zwischen zwei Freundinnen.
Jonas Bechstein setzt seine Akzente in beiden Stockwerken: Mit Sprühdose direkt am Ort, doch nicht minder unverstellt auf wechselndem Träger, roh im Erweitern von Malerei durch Zeichnung. Dazwischen liegen selbst gebastelte Hieb- und Stichwaffen, die tödlichen Ernst mit einer leicht theatralischen Inszenierung verbinden. Mit Materialien aus dem schulischen Atelier zusammengebaut, erinnern sie an archaische Kulturen, als hätte auch eine Kunsthochschule noch ihren Anteil daran.
Silas Bitterli installiert einen ganzen Raum mit geordneten Entwürfen für eine persönliche Kosmogonie in digital gemalten Bildern und Texten. Unter dem Menetekel von Machtwort und Lichtwort versammeln sich Protagonisten aus der möglichen Sagenwelt, um sich in der Codierung Fragmente einer grossen Erzählung zu entziehen und der individuellen Lektüre durch die Betrachtenden anzuempfehlen.
Zusammen mit Kathrin Affentranger hat Carlo Della Chiesa eine kubische Plastik gebaut, im Fichtenholz der Wandtäfelung und proportional zum Grundriss des Kunsthauses. Die Verschränkung mit dem Ausstellungsort findet sich wieder bei einer Wachsskulptur im Treppenhaus, worin auch ein Spiel zwischen durchschimmerndem Licht und Schatten beginnt. Ausgebreitet unter Glas, liegt ein hautdünner Silikonabguss von Arm und Hand des Künstlers aus, als wäre selbst das Arbeitsinstrument des Künstlers im Moment leibhaftig zum Gegenstand der Kunst geworden.
Mit gezielten Interventionen vor Ort eröffnet Bettina Diel unbekannte neue Räume, verschliesst vertraute Ausblicke: «Untitled. Soundwall 1» lässt mit Klängen einen nicht einsehbaren Raum erahnen. Das Fenster am Ende eines Gangs wird verdeckt durch eine Wand, die nur noch in zwei Schlitzen den Wechsel des Tageslichts und damit den Aussenraum anzeigt. Durch Stangen, von Magneten und Schnüren heikel gehalten, wird schliesslich ein ganzer Raum zur Zeichnung und damit dem Zugang entzogen.
Christina Gähler zeigt eine Reihe von Bildern in Acryl und Aquarell auf Leinwand. Nach persönlichen Erinnerungen und Fotografien entstehen Szenen um das Karussell. Doch auch auf einem Karussell geht einmal das Licht aus, alles wird still. Man verlässt dasich im Kreise drehende Schauspiel und begibt sich wieder in die reale Welt.
«Natur, Kreatur, Dinge» - dieser Titel steht bei Konrad Gruber über einer Rauminstallation aus Objekten und Malereien und einem Komplex von kurzen Videoszenen: Clips mit abgründigen Slapsticks. Die offensichtliche Verschiedenartigkeit der Elemente in der Installation umreisst eine Landschaft persönlicher Assoziationen.
Bereits vor der Eröffnung hat Ladina Juon ihre Performance an einem spezifischen Ort des Kunsthauses aufgeführt. Verpackungsstrukturen, die in einer saugfähigen Masse nachgebaut wurden, beginnen in ihrer Aktion mit Blut und Kunstblut in sich zusammen zu fallen. Was bleibt? Plastische Überreste im Raum, eine Videokonserve und mit ihnen die virulente Frage nach dem Festhalten einer Performance.
Auch Marek Pasche führt uns in eine Installation: «pater clostre» setzt in einem Videoloop ein mit dem Ausblick aus einem Bunker der dreissiger Jahre auf eine Landschaft, die daliegt, wie gemalt. Der nationale Mythos des Réduit erscheint als Topos, als Ort und Figur der Rhetorik. Ein Bilder-Panorama mit Clichés in Lichtkasten, Karten, Frottagen und Collagen vertieft die Absurdität des militärisch kadrierten Kontrollblicks im Moment von Google Earth.
Durch die Dia-Installation von Angela Wüst öffnet sich im verdunkelten Ausstellungsraum ein prismatisch gebrochener Blick auf vorgeblendete Ansichten der realen Stadt hinter den Fenstern. In die Bildprojektionen schieben sich perspektivisch verjüngte Leerstellen ein, Felder der Vorstellung, wie die vorgebauten Stellwände im artifiziellen White Cube von Langenthal.
Im Überblick erweist sich nun eine überraschend wiederkehrende Auseinandersetzung mit spezifischen Orten, mit Langenthal und diesem Ausstellungsraum. Dahinter erschliessen sich weitere Räume, die weniger virtuell als imaginär sind.
Öffnungszeiten während den Ausstellungen
Mittwoch bis Freitag 14.00 – 17.00 Uhr
Samstag und Sonntag 10.00 –17.00 Uhr
Sonderöffnungen nach Absprache
Kunsthaus Langenthal
Marktgasse 13
CH-4900 Langenthal
+41 62 922 60 55
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